Die hohe Qualität schlägt sich auch in der Nachfrage am Markt nieder. Die konnte im Wirtschaftsjahr 2023/24 mit 1,7 Millionen Litern befriedigt werden. Das macht ein Plus von rund 14 Prozent zum Vorjahr, sowohl im Absatz als auch im Umsatz. Dabei legten alle Vertriebsbereiche zu, vor allem aber der eigene Eventbereich, der allein mit mehr als ein Fünftel Zuwachs zu Buche schlug. „So konnte sich die Genossenschaft weiter erholen“, beschreibt Vorstandsvorsitzender Marten Keil die Situation. Jedoch zeige sich auch, dass sich aktuelle gesellschaftliche, wirtschaftliche und politische Entwicklungen und Ereignisse immer stärker in den Bilanzen der Winzervereinigung widerspiegelten. Marten Keil nannte dabei u.a. Inflation, Kaufzurückhaltung, Energiepreise und Kostensteigerungen z. B. in der Transportbranche, die sich hemmend auswirkten. Da muss die Winzervereinigung entschlossen entgegenhalten. Ein Weg dazu ist die Verbesserung der Ertragslage durch den weiteren Ausbau einer hauseigenen Vertriebsmannschaft. Die kümmert sich vor allem um den Lebensmitteleinzelhandel (LEH), in dem die Genossenschaft mehr als die Hälfte ihres Weines umsetzt. Immerhin verbuchten die Mitarbeiter einen Zuwachs von über zehn Prozent, der Mut macht für kommende Absatzziele.
Der Absatz der Gastronomie schwächelt weiterhin, da schlägt sich die Zurückhaltung der Endverbraucher direkt auch in den Absatzstatistiken nieder. Marten Keil: „Die bitteren Erfahrungen haben wir auch selbst machen müssen. Ein erster Anlauf im letzten Jahr auf eine zusätzliche Vinothek an der Marina von Braunsbedra musste erst einmal gestoppt werden.“ Viel besser laufen stattdessen die Veranstaltungen im ANISIUM. Hier gibt es wieder ein deutliches Plus von 16,4 Prozent. Wie auch der Direktabsatz über die Weingalerie seit Jahren zunimmt und mit einer erfreulichen Wertschöpfung verbunden ist. Hier werden zwar nur knapp neun Prozent aller Genossenschaftsweine umgeschlagen, die aber rund 15 Prozent des Umsatzes ausmachen. Zudem hätte sich die wachsende Präsenz auf Festen, Märkten und Veranstaltungen ausgezahlt.
Dieser Trend setze sich auch in der ersten Hälfte des aktuellen Wirtschaftsjahres fort. Alle Vertriebsbereiche legen weiter zu. Dabei wird von den guten Ernten der beiden Vorjahre profitiert. Aber: Die Erträge wurden 2024 von Spätfrösten derart minimiert, dass die Genossenschaftsmitglieder mit 675.000 Litern nur etwa ein Viertel der sonst üblichen Menge liefern konnten. Mit der Folge, dass beliebte Rebsorten wie Bacchus, Kerner und auch manche Roséweine knapp werden könnten. „Da steuern wir aber mit neuen Produkten für den LEH entgegen. Mit der ganz jungen Cuvéelinie SUN wollen wir die Sonne von Saale-Unstrut in die Supermarkt-Regale bringen“, beschreibt die amtierende Geschäftsführerin Viola Werner die Strategie. Dahinter steckt die Idee, mit solchen Innovationen die Geschmackserwartungen der Kunden besser zu bedienen. Auch den Premiumbereich soll künftig eine weiße Cuvée bereichern.
Nachdem im Sommer 2024 der langjährige Geschäftsführer Hans Albrecht Zieger auf eigenen Wunsch die Winzervereinigung verlassen hat, wird weiter intensiv nach einem Nachfolger gesucht, teilte Aufsichtsratsvorsitzender Andreas Silbersack mit: „…obwohl großes Interesse herrscht und bereits viele Gespräche liefen. Bisher jedoch ohne überzeugendes Ergebnis.“ Man strebe dabei eine nachhaltige Lösung an, die sowohl für die Genossenschaft als auch für das Anbaugebiet Verlässlichkeit und Innovationskraft verspreche.
Gegenwärtig (Stand Dezember 2024) sind 322 Winzer in der Genossenschaft organisiert. „Vor zehn Jahren“, so Andreas Silbersack, „waren es noch 80 mehr. Die Rebfläche blieb aber in etwa konstant und weise jetzt 389 Hektar aus. Es sind vor allem die Hobbywinzer, die nur wenige Ar Rebfläche in ihren Gärten bewirtschaften, keinen Nachfolger finden und deshalb aufgeben. Betroffen sind davon oftmals arbeitsintensive Steillagen.“ Größere Betriebe hätten dafür die Chance zur Aufrebung genutzt und so die Verluste ausgeglichen.
Bei den turnusmäßigen Wahlen zum Vorstand (Marten Keil) und zum Aufsichtsrat (Andreas Ehm) stellten sich beide Genossenschaftsmitglieder erfolgreich der Wiederwahl.