19.08.2014 | Winzervereinigung Freyburg-Unstrut eG : Schlifterweinberg
Der Pate vom Schlifter

 

Er gehört zu den steilsten Angelegenheiten an Saale und Unstrut. Der Schlifterweinberg mitten in der Stadt Freyburg. Mit seinen 56 Prozent Hangneigung hat dieser Rebgarten alles, was eine Steillage ausmacht. Zu Füßen des Berghotels „Zum Edelacker“ bietet er auf immerhin gut 2,1 Hektar Riesling, Weißburgunder und Spätburgunder eine feine Adresse.

 

Der Stadt Freyburg gehört dieser Blickfang, in dessen Zentrum ein zauberhaftes Weinberghäuschen steht. 1993 übernahm die wein-Sekt- und Jahnstadt den ziemlich verwahrlosten Hügel. Mit Hilfe der EU und des Landes Sachsen-Anhalt entstand hier ein Modell-Weinberg mit etwa 100 Metern Trockenbaumauern.

 

Die Kommune an der Unstrut gehörte 1934 zu den Mitbegründern der Winzervereinigung Freyburg, der sie auch heute noch angehört. So wird der Rebsaft aus dieser Anlage natürlich in der Genossenschaft verarbeitet und dort auch in die Flaschen gefüllt. Der Berg generiert wegen seiner exponierten Lage Vorzeigequalitäten. Diese Erfahrungen konnten die jeweiligen Besitzer schon seit dem Mittelalter sammeln, darunter auch die Gründer der Rotkäppchen-Sektkellerei, die im 19. Jahrhundert als Eigner in den Grundbüchern standen. Sie ließen auch das Hüttchen erbauen, 118 Sandstein-Stufen über der dem Rest der Welt. Wie der Berg allerdings zu seinem Namen gekommen ist, weiß keiner. Es ranken sich natürlich zahlreiche Vermutungen um ihn. Eine davon leitet sich von schlüpfen ab.  

 

Heute bietet der Schlifterweinberg nicht nur einen romantischen Anblick, sondern auch eine phantastische Möglichkeit, sich selbst als Weinfreund zu betätigen. Die Idee der Patenschaften über einzelne Stöcke ist 2005 geboren. Gemeinsam mit dem Mitteldeutschen Rundfunk konnte in den letzten Jahren einigen hundert Interessenten aus dem ganzen Bundesgebiet die Chance eines ganz persönliche Weinstocks geboten werden. Seit diesem Jahrgang übernahm die Stadt Freyburg (Unstrut) die gesamte Vermarktung und möchte weitere „Rebeltern“ für eine Patenschaft gewinnen. Die beträgt zwei Jahre. Da können sich die Besitzer auf Zeit bei regelmäßigen Besuchen über das Werden und Wachsen ihrer Pflanzen ein eigens Bild machen. Und erhalten obendrein noch Dividende in Flaschenform.

 

Auf den Terrassen stehen auch die Rebstöcke vieler prominenter Besucher, Freunde  und Förderer des Anbaugebietes. So pflanzt hier immer zum Winzerfest die jeweilige Gebietsweinkönigin eine Rebe. Erst zu Pfingsten hat mit Nadine Poss schon die zwölfte Deutsche Weinmajestät eine Erinnerungsrebe hinterlassen. Der Maler Willi Sitte, der Sänger und Weinbotschafter Gunther Emmerlich und viele Politiker sind so an diesem Ort verewigt. Darunter auch der Umweltpolitiker Prof. Klaus Töpfer und der Ministerpräsident a. D. Reinhard Höppner, der in dieser Woche verstorben ist.