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Weißer Rauschebart, skeptischer Blick über den Brillenrand und - seit mehr als sechs Jahrzehnten - eine unbändige Freude an der Farbe. Die Bilderwelt von Lutz Bolldorf wird von Menschen geradezu bevölkert. Dabei inszeniert der 1953 in Halle geborene Maler selten seine Figuren, sondern hält die eher stillen Augenblicke fest. In sich gekehrt, nachdenklich, manchmal trotzig, manchmal scheu zeigen sich seine porträtierten Frauen, ohne von Bolldorf vorgeführt zu werden. Das spüren die Protagonistinnen offenbar und zeigen sich dem malenden Beobachter voller Vertrauen eben nicht von ihrer „Schokoladenseite“. Vor allem dieses sehr Private, das Sensible, das Verletzliche und das Ungefähre macht den Reiz seiner Frauenportraits aus.
Nachzuschauen in der aktuellen Ausstellung der Winzervereinigung Freyburg-Unstrut, in der jetzt gut zwei Dutzend dieser stillen Bilderwelten aus dem Atelier von Lutz Bolldorf zu sehen sind.
Schon früh kommt Lutz Bolldorf mit Bildender Kunst in Berührung, wurde schon als Heranwachsender von Christa Krug gefördert. Er war Werbemaler für ein Naumburger Kino, ehe er 1977 ein Studium an der „Burg“ in Halle aufnehmen, aber nicht beenden durfte. Aufmüpfigkeit wird in jeder Diktatur hart bestraft. Trotzdem blieb Bolldorf bei der Farbe, überzeugte durch Qualität und Phantasie, entwickelt seinen etwas kantigen Bolldorf-Stil immer weiter. Kantig bleibt Bolldorf auch als Wirt einer Kult-Kneipe, die zur Wendezeit das beschauliche halleschen Giebichenstein-Viertel in ein „Bermuda-Dreieck“ verwandelte, in dem so mancher „Seefahrer“ verschollen ging.
Jetzt betreibt Lutz Bolldorf eine eigene Malschule und ist in vielen Ausstellungen und Galerien zwischen Kühlungsborn und Stuttgart zu sehen.